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Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) erarbeitet auf der Grundlage von § 23 Abs. 1 Infektionsschutzgesetz (IfSG) Empfehlungen zur nosokomialen Infektionsprävention. Nun wurde die KRINKO Empfehlung zur Flächenhygiene nach 18 Jahren aktualisiert – Anlass hat nicht zuletzt die Covid-19-Pandemie geliefert. Wie sind die Neuerungen der KRINKO zu verstehen und was müssen Krankenhausbetreiber und Pflegedienstleister fortan beachten?
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Inhaltsverzeichnis
Da die Überlebensfähigkeit unterschiedlicher Erreger stark variiert (teils mehrere Monate), gilt es, Arbeits-, Bewegungs-, Nutz- und „Wohnflächen“ in Krankenhäusern und stationären Pflegeeinrichtungen anhand einer einrichtungsspezifischen Risikobeurteilung einzuschätzen und entsprechende Hygieneschutzkonzepte und -maßnahmen auszuarbeiten.
→ Für die Weiterverbreitung von Mikroorgansimen und Viren ist deren Widerstandsfähigkeit (Tenazität) ausschlaggebend. Die Infektionslast hingegen ist verantwortlich für das Erkrankungsrisiko.
Inwiefern eine Flächenreinigung oder Flächendesinfektion durchgeführt werden sollte, hängt grundsätzlich von folgendem Fragenkatalog ab:
Entscheidend für das Maßnahmenpaket ist auch, inwiefern die fraglichen Flächen mit Haut, Schleimhaut oder Wunden in Kontakt kommen. Gleichzeitig stellt auch der Verunreinigungsgrad bestimmte Anforderungen an die Flächenhygiene. So treten beispielsweise Mikroben vermehrt in der patientennahen Umgebung auf, was Desinfektionsmaßnahmen derartiger Flächen notwendig macht.
Grundsätzlich legt die KRINKO in ihrer Empfehlung zur Flächendesinfektion sechs unterschiedliche Hygienemaßnahmen vor:
Zur rudimentären mechanischen Entfernung von Verunreinigungen wird nach wie vor die wiederkehrende Flächenreinigung eingesetzt. Dabei wird Wasser mit reinigungsverstärkenden Zusätzen verwendet. Das Problem bei dieser Art der Flächenreinigung ist aber, dass etwaige Mikroorganismen zwar entfernt, aber nicht abgetötet oder inaktiviert werden. Jedoch handelt es sich in Fällen mit starker Verunreinigung hierbei meist nur um eine Vorstufe zur desinfizierenden Reinigung oder Flächendesinfektion (mechanisch + chemische Reinigung).
Das Ziel einer Desinfektion ist es, die Bakterien- und Virenlast oder den Pilzbefall auf ein unbedenkliches Maß zu reduzieren. Das wird durch die Abtötung oder Inaktivierung der Erreger erreicht. Bei letzterer werden z. B. die Virushülle oder die Andockungs-Glykoproteine durch Ethanol-Lösungen zerstört (denaturiert).
Alle Hygienemaßnahmen und Desinfektionsverfahren, die unter Basishygiene laufen, sind Bestandteil fast aller KRINKO Empfehlungen. Hierbei ist das angestrebte Schutzziel die Vermeidung einer Flächenkontamination (z. B. bei antiseptischen Tätigkeiten). Bei dieser Art der wiederkehrenden Desinfektionsmaßnahmen ist laut KRINKO Empfehlung zur Flächendesinfektion eine vorherige mechanische Flächenreinigung grundsätzlich nicht notwendig.
Hierbei handelt es sich um eine situative Vorgehensweise, die dann angewendet werden kann, wenn während der Behandlung und Pflege ein vermeintliches Infektionsrisiko von bestimmten Oberflächen ausgeht.
Laut KRINKO Empfehlung zur Flächendesinfektion wird bei einer gezielten Flächendesinfektion einer oder mehrere Erreger fokussiert bekämpft. Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn eine Verunreinigung und/oder ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht. Im Gegensatz zu einigen der vorangehend angesprochenen Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen bedarf die gezielte Flächendesinfektion einer vorangehenden mechanischen Flächenreinigung, um vollends wirksam zu sein.
Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich hierbei um eine zusätzliche Desinfektion nach bereits vollzogenen Reinigungsmaßnahmen (1–5). Das kann vor allem dann notwendig sein, wenn eine Kontamination mit speziellen Erregern stattgefunden hat. Aber auch bei längeren stationären Patientenaufenthalten wird bei der hygienischen Nachbereitung der Räumlichkeiten auch von einer sog. Schlussdesinfektion gesprochen.
Auch oder ganz besonders im Bereich der Pflege gelten hohe Anforderungen an den Schutz pflegebedürftiger Menschen. Meist fehlt den Pflegerinnen und Pflegern im anspruchsvollen und stressigen Alltag aber schlicht die Zeit, sich umfassend über neue und umfassende Hygienekonzepte zu informieren.
Veranstaltungsempfehlung Informieren Sie sich in kürzester Zeit über aktuelle Vorgaben im Hygienerecht mit dem 22-minütigen E-Learning „Hygiene und Infektionsschutz: Schutzmaßnahmen in der Pflege“. Es vermittelt alle Inhalte der TRBA 250 komprimiert und leicht verständlich.
Veranstaltungsempfehlung
Informieren Sie sich in kürzester Zeit über aktuelle Vorgaben im Hygienerecht mit dem 22-minütigen E-Learning „Hygiene und Infektionsschutz: Schutzmaßnahmen in der Pflege“. Es vermittelt alle Inhalte der TRBA 250 komprimiert und leicht verständlich.
Damit im Normal- und Zweifelsfall unkompliziert und schnell vorgegangen werden kann, empfiehlt die KRINKO, die Flächendesinfektion stärker im Hygieneplan auszuarbeiten. Das heißt nicht nur, dass Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen situationsspezifisch festgelegt, sondern Räume und Flächen gleichzeitig in Risikobereiche unterteilt werden (Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 10/2022, S. 1083 Tab. 2).
→ Ein großer Vorteil dabei soll eine Standardisierung der Flächenhygiene sein.
Häufig berührte bzw. patientennahe Flächen/Barfußbereiche:
OP-Einheiten sowie Einheiten für:
Mikrobiologische Laboratorien, Pathologie,Entsorgung, unreine Bereiche von:
Häufig berührte bzw. patientennahe Flächen:
Siehe TRBA (z. B. TRBA 250)
Bei einer derart granularen Aufteilung ist es wichtig den Überblick zu behalten. Um das zu gewährleisten schreibt der Gesetzgeber gemäß § 22 Sozialgesetzgebung VII (SGB VII) vor, dass Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitenden einen Sicherheitsbeauftragten benötigen. Das gilt selbstverständlich auch für den Gesundheitssektor. Da für diesen aber zusätzliches Fachwissen und Know-How vonnöten sind, benötigen die zuständigen Fachkräfte eine fundierte Aus- und Weiterbildung.
Konform nach § 20 DGUV Vorschrift 1 „Grundsätze der Prävention“ und § 22 Sozialgesetzbuch VII
Die Auswahl des Flächendesinfektionsmittels sollte auf einer Interessensabwägung, bzw. einer Nutzen-Risiko-Analyse (Wirkspektrum des Desinfektionsmittels und Verträglichkeit von Mensch, Tier, Umwelt und Material) basieren. Das heißt, grundsätzlich müssen die Desinfektionsmittel gegen Bakterien, Viren und Pilze (bakterizid, viruzid, fungizid/levurozid) wirksam sein und gleichzeitig selbst nur ein geringes Gefährdungspotenzial aufweisen.
Bei der Anwendung eines bestimmten Desinfektionsmittels unterteilt die KRINKO Empfehlung für Flächendesinfektionsmittel die Wirkstoffe unter besonderer Berücksichtigung folgender Bewertungskriterien ein:
Zusätzlich eignen sich bestimmte Desinfektionsmittel für einzelne Bereiche und spezielle Situationen.
Produktempfehlung In „QM-Praxis in der Pflege inklusive Hygiene aktuell“ finden Sie eine kurze Aufstellung über mögliche Hygienemaßnahmen und wirksame Desinfektionsmittel sowie praktische Umsetzungshilfen für jede Situation.
Produktempfehlung
In „QM-Praxis in der Pflege inklusive Hygiene aktuell“ finden Sie eine kurze Aufstellung über mögliche Hygienemaßnahmen und wirksame Desinfektionsmittel sowie praktische Umsetzungshilfen für jede Situation.
Zusammen mit der DIN 13063 „Krankenhausreinigung – Anforderungen an die Reinigung und desinfizierende Reinigung in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen“ bietet die KRINKO Empfehlung Flächenhygiene fortan eine Reihe zusätzlicher Hygienekonzepte und Desinfektionsmaßnahmen.
Auch für die praktische Umsetzung liefert die Empfehlung bereits umfassende Ansätze: Neben den institutionellen Voraussetzungen benötigen Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen ausreichend qualifiziertes Reinigungsfachpersonal und standardisierte Reinigungs- und Desinfektionsprozesse.
Einigen Experten halten dieses Maßnahmenpaket aber noch nicht für ausreichend, sondern fordern staatliche Stichproben, um den Qualitätsstandard zu halten. Das könnte zwar in den nächsten Jahren zur Praxis werden, doch bereits jetzt ist die KRINKO Empfehlung Flächenhygiene aber eine dringend notwendige Aktualisierung. Sie sorgt sicherlich für mehr Schutz von Patienten, Mitarbeitenden und Umwelt. Wichtig ist es aber dennoch, durch Qualitätssicherungsmaßnahmen für qualitativ hochwertige Flächenhygiene zu sorgen.
Augsburg, 10.01.2023Online-Redaktion AKADEMIE HERKERT
Quellen: „QM-Praxis in der Pflege inklusive Hygiene aktuell“, KRINKO Empfehlung Flächendesinfektion, KRINKO-Empfehlung: Reinigung & Desinfektion von Flächen 2022 (prevent-and-protect.de)