Neuigkeiten & Fachwissen
05.12.2017

Die betriebliche Ausbildung ist im Umbruch: Zur Vermittlung von Fachwissen als klassische Aufgabe der Ausbilder treten zunehmend auch die der Lernprozessbegleitung und Förderung der Methoden- und Sozialkompetenz der Auszubildenden. Nicht immer verläuft dabei in der Ausbildung alles reibungslos. Gegensätzliche Erwartungshaltungen und Unsicherheiten in der eigenen Rolle treffen häufig aufeinander und können zu Konflikten und Demotivation der Auszubildenden und, im schlimmsten Fall, zum Ausbildungsabbruch führen.

Die Inhouse-Schulung „Praxiswissen für Ausbildung“ ist mit ihren zwei Modulen speziell auf diese Problematik zugeschnitten und vermittelt den Ausbildern kompakt und zielgerichtet, was sie bei Konflikten mit ihren Nachwuchskräften tun können. Im Modul „Motivation und Konfliktlösung in der Ausbildung“ lernen die Teilnehmer, die Verhaltensstrukturen ihrer Auszubildenden besser zu verstehen, ihnen gegenüber auf konstruktive  Art und Weise Kritik zu üben und gemeinsam Lösungswege zu erarbeiten, um so die jungen Nachwuchskräfte weiter zu motivieren. Dabei begleitet sie die Referentin Frau Michaela Diesch, die als systemische Beraterin und Coach bereits vielen Teams in Fragen der Konfliktlösung beratend zur Seite gestanden hat.

Diese kommunikationsorientierte Komponente wird ergänzt durch das Modul „Rechte und Pflichten in der Ausbildung.“ Unter der Leitung von Frau Dr. Carmen Hergenröder – einer langjährigen Autorin und Referentin zu Fragen des Berufsbildungs- und Arbeitsrechts – bekommen die Teilnehmer einen kompakten Überblick über die gesetzlichen Grundlagen sowie die aktuelle Rechtsprechung im Bereich der betrieblichen Ausbildung und erfahren, welche gesetzliche Handhabe sie im Umgang mit den Auszubildenden haben, wenn reine Gespräche nicht mehr ausreichen. Beide Module richten sich an Personalverantwortliche, Ausbilder und Mitarbeiter, die regelmäßig mit Auszubildenden zu tun haben.

Im Rahmen einer Bildungspartnerschaft mit einem Großunternehmen aus der Chemieindustrie schulen die beiden Referentinnen mehrmals im Jahr die Ausbilder aus allen deutschen Standorten. Inzwischen ist die Kooperation im zweiten Jahr und wird von Teilnehmern und Personalabteilung sehr gut aufgenommen.

Wie erklären sich die Referentinnen diesen Erfolg?

Beide stellen im Gespräch mit uns heraus, dass die Ausbilder hoch motiviert und  bestrebt sind, ihre Aufgaben so gut zu erfüllen, wie es ihnen möglich ist. Dazu gehört zum einen natürlich, dass sie auf dem neuesten rechtlichen Stand sind. Das ist gar nicht so einfach, denn in der betrieblichen Praxis haben die Ausbildungsverantwortlichen eine ganze Reihe zusätzlicher eigener Aufgaben, die oft nicht genug Zeit lassen, um sich selbst immer wieder alle neuen Informationen zusammenzusuchen. Schulungen sind da häufig der einfachste und effizienteste Weg, um umfassend über Neuerungen informiert zu bleiben.

Zum anderen sind sich die Ausbilder auch der neuen Herausforderungen an ihre Ausbilderrolle bewusst und nehmen diese Aufgabe sehr ernst. Ihnen geht es nicht mehr nur darum, die fachlichen Abläufe der jeweiligen Tätigkeit zu vermitteln, sondern sie möchten ihre Auszubildenden auch für ihr Fachgebiet begeistern, sie bei der Entwicklung von Fähigkeiten wie Flexibilität und Teamfähigkeit begleiten und ihnen nicht zuletzt Freude an neuen Herausforderungen vermitteln. Die Ausbilder sind Experten in ihren jeweiligen Fachgebieten, im Bereich der Soft Skills wünschen sie sich allerdings fundierte fachliche Unterstützung. Letzen Endes sind es qualifizierte und motivierte Nachwuchskräfte, die die Zukunft eines jeden Unternehmens sichern, und damit liegt die kommunikationsorientierte Weiterbildung der Ausbilder auch ganz besonders in deren wirtschaftlichem Interesse. Diese Erkenntnis setzt sich in den Unternehmen inzwischen immer stärker durch. 

Wie setzen sich die Auszubildenden und die Seminarteilnehmer zusammen?

In einem großen Unternehmen mit einem gut ausgebauten Ausbildungsbereich kommen natürlich verschiedene Ausbildungsberufe und –gruppen zusammen. Auch wenn mit nur ein paar wenigen kaufmännischen Auszubildenden der überwiegende Teil der Azubis aus dem technischen Bereich kommt, gibt es teils sehr große Unterschiede, was ihre schulischen Werdegänge angeht. Dabei ergeben sich aber trotz der Vielfalt der Lebensläufe und Persönlichkeiten für die Schulungsbedürfnisse der Ausbilder kaum Unterschiede: Was sich psychologisch hinter Motivation und einer gut gestalteten Konfliktkommunikation verbirgt, lässt sich auf die unterschiedlichsten Bedingungen anwenden und ist nicht von einem bestimmten Faktor abhängig.

Im Gegenteil zu dem, was man vielleicht erwarten könnte, birgt die Verschiedenheit der Bereiche, aus denen die Ausbilder im Großunternehmen kommen, große Vorteile für den Erfahrungsaustausch im Seminar. Die Menge an Erfahrungen, die die Teilnehmer mitbringen, sorgt nicht nur für eine reiche Fülle an Fallbeispielen für die Diskussion; sie lässt sie auch feststellen, wie stark die Überschneidungen trotz aller Unterschiede sind. So mancher Ausbilder, so Frau Diesch, stelle im Laufe des Tages fest, dass das Gras auf der anderen Seite des Zauns doch nicht unbedingt grüner ist.

Was sind denn nun die besonders dringlichen Fragestellungen der Ausbilder?

Wie zu erwarten ist, fragen die Ausbilder vor allem in Bezug auf den „richtigen“ Umgang mit ihren Auszubildenden für solche Situationen um Rat, in denen es zu schwer lösbaren Konflikten zwischen arbeitgeberseitigen Erwartungen und konkretem Verhalten der Auszubildenden kommt. Das betrifft klassisches Fehlverhalten, wenn  die Azubis z.B. zu spät in die Arbeit kommen, die Berufsschule nicht besuchen oder sich nicht abmelden, wenn sie krank sind. Ausbilder möchten und müssen sich hier absichern, unter welchen Umständen sie Auszubildende ermahnen, abmahnen oder sogar kündigen dürfen, und wie das dann formal richtig abzulaufen hat. Dabei ist den Teilnehmern aber auch klar, dass das die letzten Mittel sind. Immer wichtiger wird es ihnen auch, zu verstehen, welchen Hintergrund das Fehlverhalten hat. Unter Umständen haben die Azubis nämlich nur anfängliche Anpassungsprobleme an die neue Lebenssituation und müssen, erzählt uns Frau Hergenröder, erst einmal lernen, dass man Urlaub erst beantragen muss bevor man ihn antreten kann.

Gerade unter das große Thema Motivation fallen dann aber auch grundsätzlichere und abstraktere Fragestellungen: Denn wie lässt sich die Jugend motivieren – gerade, wenn die Bedingungen vielleicht nicht ideal sind und die Übernahme nach der Ausbildung ungewiss ist? Und wie lassen sich die Werte vermitteln, die dem Unternehmen wichtig sind?

Kommunikative Lösungsansätze im Umgang mit Konfliktsituationen erarbeiten und testen die Teilnehmer in Diskussionen und praktischen Übungen, die sich sehr oft aus den speziellen Einzelfällen speisen, mit denen die Ausbilder ins Seminar kommen. Speziell das Inhouse-Format bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen unterschiedliche Sichtweisen zu betrachten und sich auch mit den Blickwinkeln der Auszubildenden wertfrei zu beschäftigen. Nicht selten werden nach diesen Übungen Verhaltensweisen, die bisher als inakzeptables Fehlverhalten wahrgenommen worden waren, neu bewertet und nun als nachvollziehbare Reaktionen auf die jeweiligen Gegebenheiten begriffen, wie Frau Diesch zu berichten weiß.

Welche abschließenden Tipps möchten die Referentinnen Ausbildern und ausbildenden Betrieben auf den Weg geben?

Generell, merkt Frau Hergenröder an, ist in vielen Betrieben die Ausbildung von Azubis ein Verantwortungsbereich, der bei den Mitarbeitern mehr oder weniger „nebenher“ laufen soll und für den kaum Ressourcen von vornherein eingeplant werden. In größeren Betrieben mit einem ausgeprägten Ausbildungswesen  wird die Wichtigkeit von „Ausbildungsbeauftragten“ aber erfreulicherweise zunehmend erkannt und in der Organisation umgesetzt. Dabei stellen regelmäßige Weiterbildungen und Workshops einen Grundpfeiler dar, der den Ausbildern – gerade im Bereich der Soft Skills – die Gelegenheit bietet, sich selbstreflexiv mit ihrer Rolle auseinanderzusetzen. Schließlich sind Motivation, Wertschätzung und gegenseitiges Wohlwollen eine grundsätzliche Haltung, die von den Azubis als neuen Mitarbeitern gewünscht ist – aber auch von den Ausbildern vorgelebt werden sollte.

Und wenn man als Ausbilder einmal in eine Situation gerät, in der man wirklich nur noch ratlos den Kopf schütteln kann? Frau Diesch rät dazu, die Perspektive zu wechseln und sich daran zu erinnern, was man selbst in der Situation als Auszubildender als unterstützend oder störend empfunden hat – und zu einer gesunden Portion Humor.

Elisabeth Fritz
Produktmanagement Inhouse-Schulungen

 

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