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16.03.2020 | DIGITALISIERUNG

Die Digitalisierung bietet vielen Arbeitnehmern große Vorteile in puncto Flexibilität: Wann und wo gearbeitet wird, können Angestellte immer stärker selbst bestimmen. Allerdings gibt es auch eine Kehrseite dieser Entwicklung: Durch die ständige Erreichbarkeit leiden immer mehr Arbeitnehmer unter Stress, der sich schlimmstenfalls bis hin zum Burnout oder einer Depression entwickeln kann. Umso wichtiger wird Betriebliches Gesundheitsmanagement für die Unternehmen. Durch gute Führung lässt sich die Gesundheit der Mitarbeiter verbessern, Stress reduzieren und so die Leistungsfähigkeit langfristig erhalten.

 

Wie Unternehmen von Betrieblichem Gesundheitsmanagement profitieren

Der Fehlzeitenreport 2019 der AOK zeigte: Flexibles Arbeiten im Homeoffice oder von unterwegs aus wünschen sich zwar viele Arbeitnehmer in Deutschland. Gleichzeitig sind sie jedoch auch deutlich stärker gestresst, da ihnen die Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit schwerer fällt als ihren Kolleginnen und Kollegen im Büro. Besonders Arbeitnehmer mit flexibler Arbeitsgestaltung profitieren deshalb von Betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) und kompetenten Führungskräften.
Aber auch für die Unternehmen ist Betriebliches Gesundheitsmanagement von Vorteil: So lassen sich durch BGM-Maßnahmen

  • sowohl der Krankenstand (Absentismus) als auch das Krank-zur-Arbeit-Gehen (Präsentismus) deutlich reduzieren
  • Mitarbeiterloyalität und Mitarbeiterbindung steigern und so Fluktuation verringern
  • Produkt- und Dienstleistungsqualität verbessern
  • Kundenzufriedenheit und -bindung erhöhen
  • Flexibilität und Innovationsfähigkeit steigern
  • Wirtschaftlichkeit und Produktivität verbessern
  • die Wettbewerbsfähigkeit steigern.

Betriebliches Gesundheitsmanagement: Ganzheitlicher Ansatz nötig

Wertschätzende Kommunikation Führungskräfte und Mitarbeiter
Ein gutes Betriebsklima mit einer offenen Kommunikationskultur wirkt sich positiv auf das Betriebliche Gesundheitsmanagement aus.
(Bild: © opolja / stock.adobe.com)

Um Betriebliches Gesundheitsmanagement umzusetzen, reicht es jedoch nicht, einen Mix aus Einzelmaßnahmen zu beschließen. Eine mobile Massage, gesundes Essen in der Kantine oder Feierabend-Yoga sind zwar erste Ansätze, reichen aber bei weitem nicht aus. Vielmehr geht es darum, eine gesundheitsfördernde Kultur im Gesamtunternehmen zu etablieren, zu der auch eine gesunde Führung gehört. Ganz entscheidend für eine gesunde Führung ist die Sozialkompetenz der Führungskräfte. Wenn Mitarbeiter von ihren Führungskräften soziale Unterstützung erfahren, an Entscheidungen beteiligt werden, selbstbestimmt arbeiten können und wertschätzende Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Führungskräften stattfindet, dann wirkt sich das auch positiv auf die Gesundheit der Mitarbeiter aus. Auch in der Schulung zum Gesundheitsmanagement der AKADEMIE HERKERT ist „Gesunde Führung“ deshalb ein zentrales Thema.

Gesunde Führung – kranke Führung

Ebenso wie gesunde Führung den Krankenstand senken und die Leistungsfähigkeit des Unternehmens verbessern kann, ist auch das Gegenteil der Fall: Ein autoritärer Führungsstil kann die Performance der Mitarbeiter deutlich schwächen. Wenn Mitarbeiter sich bei Problemen nicht auf ihre Führungskräfte verlassen können, sie gar Stress und Nervosität verspüren, weil der Chef am Arbeitsplatz vorbeikommt, dann wirkt sich das negativ auf die Leistungsbilanz aus und kann sogar zu Krankheiten führen.
Frustration, innere Kündigung oder Burnout können die Folge eines schlechten Führungsstils sein. Aber auch die Führungskräfte selbst sind hohen Belastungen ausgesetzt und sollten auf ihre Gesundheit achten. Sie fungieren in Sachen Betriebliches Gesundheitsmanagement als Vorbilder: Verhalten sie sich selbst verantwortungsbewusst in Bezug auf die eigene Gesundheit, so fördern sie auch das gesundheitsbewusste Verhalten ihrer Mitarbeiter. Setzen sich Führungskräfte mit ihrem eigenen Stress, persönlichen Belastungsfaktoren und Ressourcen auseinander, so erkennen sie diese Faktoren auch bei ihren Mitarbeitern und können frühzeitig gegensteuern.

Gesunde Führungsstile

Ein rein leistungsorientierter Führungsstil sorgt für Stress und hat einen negativen Einfluss auf die Mitarbeitergesundheit. Stehen hingegen die Bedürfnisse, Kompetenzen und Fähigkeiten der Mitarbeiter im Vordergrund der Personalführung, so wirkt sich das positiv auf die Betriebliche Gesundheit aus. Dies ist bei den folgenden, miteinander verwandten, Führungsstilen der Fall:

Transformationaler Führungsstil
Während ein transaktionaler Führungsstil auf Leistung gegen Gegenleistung basiert und vor allem mit einem Belohnungs- und Strafsystem Mitarbeiter dazu bringen will, bestimmte Ergebnisse zu erzielen, fokussiert sich transformationale Führung auf nachhaltige Verhaltensänderungen. Ein transformationaler Führungsstil basiert auf

  • Vorbildfunktion von Führungskräften: Führungskräfte richten ihr Verhalten nach ethischen und moralischen Standards aus und gewinnen so Respekt und Vertrauen.
  • Inspiration der Mitarbeiter durch anspruchsvolle und attraktive Ziele.
  • Förderung von Kreativität durch die Suche nach völlig neuen Lösungen und Verlassen von Routinen.
  • Individuelle Förderung durch Berücksichtigung persönlicher Kompetenzen und Fähigkeiten.

Auch die Führungskräfte selbst profitieren von einem transformationalen Führungsstil: Sie leiden weniger unter stressbedingten Problemen, haben bessere persönliche Beziehungen, erzielen ein höheres Einkommen und sind dadurch in Summe besser leistungsfähig.

Kooperativer Führungsstil
Beim kooperativen Führungsstil teilen Führungskräfte und Mitarbeiter die Aufgaben je nach Kompetenzen unter sich auf – und zwar im Konsens. Dadurch tragen alle gemeinsame Verantwortung für das Gelingen eines Projektes, wodurch Motivation und Leistungsbereitschaft steigen. Ein kooperativer Führungsstil

  • basiert auf Transparenz und Offenheit.
  • lässt (auch abwegige) Ideen und Kritik zu.
  • bietet Mitarbeitern die Möglichkeit, mit zu gestalten und mit zu entscheiden.
  • lebt vom gegenseitigen Respekt.

Auch hier profitieren neben den Mitarbeitern auch die Führungskräfte: Durch die Aufgabenteilung erfahren sie Entlastung und können sich beispielsweise administrativen Aufgaben oder Aufgaben wie der Motivation der Mitarbeiter und der Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für den Projekterfolg zuwenden.

Werteorientierte Führung
Der Sinn der eigenen Arbeit wird für viele Arbeitnehmer immer wichtiger. Die werteorientierte Führung stellt diese Sinnfrage in den Vordergrund des Führungsverhaltens: Im Austausch mit der Führungskraft finden Mitarbeiter den Sinn ihre Tätigkeit.
Werteorientierte Führung 

  • orientiert sich an den Stärken und Kompetenzen der Mitarbeiter und fördert diese.
  • unterstreicht die soziale Verantwortung der Führung und des unternehmerischen Handelns.
  • lebt von der Vorbildfunktion der Führungskraft, die den Mitarbeitern als Leitbild dient.

Gesunde Führung: To Do’s für Führungskräfte

Was also können Führungskräfte ganz konkret tun, um ihr Führungsverhalten zu gesunder Führung werden zu lassen? Folgende Punkte sollten Führungskräfte für ein nachhaltiges Betriebliches Gesundheitsmanagement umsetzen:

  • Wertschätzend kommunizieren, indem sie auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Mitarbeiter eingehen und dadurch Beziehungskompetenz aufbauen
  • Eine offene Feedback- und Kritikkultur etablieren
  • Arbeitsbelastungen durch Zeitdruck oder formelle Hindernisse reduzieren
  • Arbeitsorganisation und Arbeitsumgebung möglichst effizient gestalten
  • Gestaltungsspielraum und Entscheidungsfreiheiten einräumen
  • Soziale Unterstützung bieten
  • Zielorientierung verdeutlichen

Entscheidend für gesunde Führung ist es also, die Mitarbeiter miteinzubeziehen und ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen, statt über deren Köpfe hinweg zu entscheiden!

Augsburg, 16.03.2020
Online-Redaktion AKADEMIE HERKERT

 

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