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17.09.2019 | DIGITALISIERUNG

Designer sind es gewohnt, in ihre Arbeit verschiedene Aspekte einfließen zu lassen: Produkte müssen funktional, optisch ansprechend und möglichst leicht zu bedienen sein. Sie entwickeln also ein Endprodukt aus verschiedenen Blickwinkeln heraus. Davon leitet sich der Begriff Design Thinking ab: Es geht darum, zu denken wie Designer. Durch die Einbeziehung interdisziplinärer Perspektiven entstehen durch Design Thinking innovative und kundenzentrierte Lösungen und Produkte. Erfahren Sie in diesem Artikel, wie Sie optimale Bedingungen für die Anwendung der Design Thinking Methode schaffen!

Design Thinking Forum Verlag Herkert

Bei der Design-Thinking-Methode spielen visuelle und haptische Elemente eine wichtige Rolle. (Bild: © REDPIXEL / stock.adobe.com)

Was ist Design Thinking?

Eine einheitliche Definition der Design Thinking Methode gibt es nicht. Dennoch haben sich in den fast 30 Jahren seit der Entstehung von Design Thinking verschiedene Merkmale herauskristallisiert:

  • Design Thinking ist ein multi- und interdisziplinärer Ansatz. Im Vordergrund steht der Austausch verschiedener Perspektiven, Denkrichtungen und Disziplinen.
  • Das Vorgehen im Design-Thinking-Prozess ist iterativ und agil – damit entstehen schnell kundenfreundliche und innovative Lösungen.
  • Die Methode orientiert sich konsequent an den Bedürfnissen der Nutzer – auch diese sollen im Rahmen des Design-Thinking-Prozesses herausgefunden werden.
  • Design Thinking ist eine Kreativtechnik, bei der es um das Erarbeiten verschiedener möglicher und unmöglicher Lösungsansätze geht.

Unternehmen setzen die Methode ein, um innovative Produktideen und Lösungen für herausfordernde Probleme zu finden und sich kundenorientierter auszurichten. Ebenso wie bei der Einführung agiler Management-Methoden gilt jedoch auch beim Design Thinking: Es reicht nicht, die Methode im Unternehmen zu etablieren. Die Aufgabe der Unternehmen besteht darin, auch die kulturellen und strukturellen Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Anwendung erst möglich machen.

Kulturelle und strukturelle Voraussetzungen für erfolgreiches Design Thinking

Voraussetzung für den gewinnbringenden Einsatz von Design Thinking als Methode in der Produktentwicklung und -umsetzung ist eine moderne Unternehmenskultur, die durch Transparenz, Offenheit und flachen Hierarchien gekennzeichnet ist. Nur wenn diese Kriterien erfüllt sind, lässt sich Design Thinking anwenden.

  • Transparenz sorgt dafür, dass notwendiges Wissen allen Beteiligten zur Verfügung steht.
  • Offenheit ist die Voraussetzung dafür, dass jeder sich traut, (auch auf den ersten Blick abwegig erscheinende) Vorschläge zu äußern und zur Diskussion zu stellen.
  • Auch eine positive Fehlerkultur spielt eine entscheidende Rolle: Fehler sollten nicht als Problem gesehen werden, sondern als Möglichkeit zu lernen. Nur durch eine positive Einstellung gegenüber Fehlern kann auch in dieser Hinsicht eine offene Kommunikationskultur entstehen, die Voraussetzung für den erwünschten Lerneffekt. Ergänzend gilt es Fehler zu reflektieren und im Rahmen der Evaluation zu dokumentieren, um eine künftige Wiederholung zu vermeiden.
  • Flache Hierarchien ermöglichen Kommunikation auf Augenhöhe und verhindern, dass neue Lösungen auf dem Weg durch die Ebenen zu faulen Kompromissen verwässern. Gleichzeitig erhöhen flache Hierarchien die Geschwindigkeit, mit der Lösungen marktreif werden.
  • Agile Führungskräfte lassen ihrem Team die notwendigen Freiräume, die sie zur Entwicklung kreativer Lösungen benötigen.
  • Netzwerkartige Strukturen ermöglichen den interdisziplinären Austausch und die Diffusion von Ideen innerhalb des Unternehmens. Nur wenn es dem Unternehmen gelingt, Abteilungssilos zugunsten von Vernetzung zu überwinden, die Kommunikation zwischen den Unternehmenseinheiten zu stärken und themenübergreifende Netzwerke zu schaffen, kann Design Thinking als multi- und interdisziplinärer Ansatz funktionieren.

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„Form follows function“: Räumliche Voraussetzungen

Neben kulturellen und strukturellen Gegebenheiten müssen Unternehmen auch die räumlichen Voraussetzungen für die erfolgreiche Anwendung von Design Thinking schaffen. Räume sind der sichtbare Ausdruck von Unternehmenskultur: Sie bestimmen was, wann und wie gearbeitet wird. So lässt sich ein Text besser im ruhigen Einzelbüro verfassen, wohingegen für den kreativen Austausch mit Kollegen ein Raum mit Sitzgruppe und Flipchart viel besser geeignet ist. Vier grundsätzliche Kriterien sollten Unternehmen bei der Raumgestaltung beachten, wenn sie Kreativität und Innovation nachhaltig fördern wollen.

1. Schaffen von Austauschmöglichkeiten

Interdisziplinäre Teams brauchen einen Raum, in dem sie sich austauschen können. Brainstorming, das Entwickeln konkreter Lösungen und deren Diskussion bedürfen einer flexiblen Einrichtung, die auch die Möglichkeit zur Visualisierung bietet.

2. Zugänglichkeit und Offenheit

Die „Chefetage“ im wörtlichen Sinn, also die räumliche Trennung von Führungskräften und Mitarbeitern, muss der Vergangenheit angehören. Vorbei sind die Zeiten, in denen Management und Führungskräfte in den oberen Stockwerken residierten. Die Zukunft lautet „Der Chef im Großraumbüro“ – Führungskräfte müssen für ihre Mitarbeiter ansprechbar und erreichbar sind, ohne dass diese Wochen vorher einen Termin mit dem Vorzimmer vereinbaren müssen. Eine Open-Door-Policy von Management und Führungskräften ist hier die Voraussetzung.

3. Neue Impulse

Workshops und Seminare bieten eine gute Möglichkeit, sich eingehend mit Problemen und deren Lösungen zu befassen. Diese sollten nicht in den alltäglichen Büroräumen stattfinden, sondern durch neue Räumlichkeiten neue Impulse bieten.

4. Flexibilität

Je nach Art der Aufgabe sollten Teammitglieder im Design Thinking verschiedene Räume nutzen können. Auch individuell flexible Lösungen wie Home-Office sollten möglich sein. Denn nur wenn Mitarbeiter selbst ihre Arbeitsbedingungen optimal gestalten können, haben sie die Chance ihr Potenzial voll ausschöpfen.

Teamzusammenstellung im Design Thinking: Divers, interdisziplinär, kreativ

Wie schon mehrfach betont, liegt die wichtigste Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung der Design-Thinking-Methode in der Vielfalt der Perspektiven. Diese Vielfalt muss sich daher auch in der Teamzusammenstellung widerspiegeln. Neben verschiedenen Fachrichtungen bringen auch verschiedene persönliche Merkmale Vielfalt in ein Team. Daher gilt es, bei der Teamzusammenstellung die Grundsätze des Diversity Managements zu beachten: Geschlecht, Alter, Herkunft und Disziplin sollten möglichst gut gemischt vertreten sein, um vielfältige Perspektiven abzubilden. Darüber hinaus sollten die Teammitglieder aber noch weitere Eigenschaften mitbringen:

  • T-shaped Profile: Hier symbolisiert der vertikale Strich des Buchstabens T die Tiefenexpertise, die jeder aus seiner eigenen Disziplin mitbringt. Der horizontale Strich steht für die Bereitschaft, in die Breite zu gehen, sich auch mit anderen Disziplinen zu befassen und nach Schnittstellen und Verbindungen zu suchen.
  • Offenheit: Teammitglieder sollten offen sein für das Wissen und die Ansichten anderer Disziplinen, aber auch offen für Kritik. Nur dann sind echter Austausch und wirkliche Perspektivenvielfalt möglich.
  • Feedback-Qualitäten: Da Design Thinking in agilen Schritten vorgeht, sind Feedback-Runden und Evaluationen ein zentraler Bestandteil. Die Fähigkeit, Feedback zu geben und anzunehmen sind daher wichtige Qualitäten für Mitglieder in Design Thinking-Teams.

Fazit: Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist Design Thinking ein Erfolgsmodell

Design Thinking ist eine Methode, die durch ihr Vorgehen zu schnellen, innovativen, kreativen und kundenzentrierten Lösungen beiträgt. Allerdings müssen Unternehmen die entsprechenden kulturellen, strukturellen und räumlichen Rahmenbedingungen schaffen und bei der Teamzusammenstellung auf die entsprechenden Fähigkeiten und persönlichen Qualitäten der Mitarbeiter achten – die es gegebenenfalls zu entwickeln gilt.

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Augsburg, 17.09.2019
Online-Redaktion AKADEMIE HERKERT

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