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17.12.2021 | ENERGIE & UMWELT

Der Handlungsdruck für Mittelständler wächst, Transparenz bei ihrem unternehmensspezifischen Corporate Carbon Footprint (CCF) zu schaffen. Das Ziel ist, möglichst klimaneutral zu arbeiten. In diesem Beitrag erfahren Fach- und Führungskräfte sowie Umweltschutz-Verantwortliche, welche Faktoren den CCF beeinflussen. Hinzu kommen sieben Tipps, wie sie Emissionen reduzieren und vermeiden können und die CO2-Bilanz ihres Unternehmens verbessern.

Bild mit Windrädern, Autos, Strommasten und Schiff in Grasoptik

Die Berechnung des Corporate Carbon Footprint (CCF) ist der erste Schritt für eine bessere CO2-Bilanz im Unternehmen. (Bild: © Elnur / stock.adobe.com)

Warum Unternehmen Klimaneutralität erreichen wollen und müssen

Die Gründe, das Klima zu schützen, liegen klar auf der Hand. Für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und ihren Ressourcen tragen Unternehmen eine besonders große Verantwortung. Das gilt nicht nur für Großkonzerne und Global Player, sondern gerade für KMU – in jeder Branche.

Entsprechendes unternehmerisches Engagement zum Umwelt- und Klimaschutz zahlt sich auch in konkret wirtschaftlicher Sicht aus, denn:

  • Die Kaufentscheidungen der Kunden/-innen berücksichtigen immer mehr Aspekte der Nachhaltigkeit, die ein Anbieter umsetzt.
  • Für kleinere und traditionsbewusste Unternehmen rückt das Handeln des „ehrbaren Kaufmanns“ in den Vordergrund. Dazu gehört, zu einem nachhaltigen Wirtschaften beizutragen, das Belegschaft, Gesellschaft und Umwelt nutzt.
  • Eine hohe Energieeffizienz bedeutet auch reduzierte Kosten.
  • Staatliche Vorgaben nehmen zu und erzeugen wachsenden Handlungsdruck auf die Unternehmen.

Dreh- und Angelpunkt ist dabei die jeweilige CO2-Bilanz der Unternehmen und Organisationen. Aus Unternehmensperspektive ist es unverzichtbar,

  1. sich zu informieren. Zentral sind zum Beispiel die verschiedenen Maßgaben im CSR-Richtlinien-Umsetzungsgesetz und im Green Deal der EU.
  2. den unternehmensspezifischen CO2-Fußabdruck zu berechnen. Die Erfassung des Corporate Carbon Footprint (CCF) schafft notwendige Transparenz, auch im Hinblick auf das Klimareporting und entsprechende Kennzahlen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung.
  3. aktiv zu werden. Es gilt, geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der CO2-Bilanz des Unternehmens zu identifizieren und einzuleiten.

Corporate Carbon Footprint: Die Faktoren zur Berechnung des CCF

Alle Aspekte des Geschäftsbetriebs schlagen sich im Klima-Fußabdruck von Unternehmen und Organisationen nieder.

Was genau ist der (Corporate) Carbon Footprint (CCF)?

Der Carbon Footprint oder CO2-Fußabdruck bezeichnet die Menge an Treibhausgasen, deren Emission direkt oder indirekt zurückzuführen ist auf

  • eine einzelne Person,
  • ein Produkt,
  • ein Unternehmen oder eine Organisation (Corporate Carbon Footprint).

Berücksichtigt wird allerdings nicht nur reines CO2 in der Bilanz, sondern auch andere Treibhausgase. Deren Berechnung erfolgt in CO2-Äquivalenten.

Anhand welcher Grundlagen lässt sich die CO2-Bilanz von Unternehmen erstellen?

Um eine Bilanz zu ihrem Corporate Carbon Footprint ermitteln, sind sämtliche Unternehmensprozesse zu berücksichtigen, einschließlich

  • Betrieb von Büroräumen,
  • Betrieb von Produktionsstätten,
  • Geschäftsreisen sowie
  • Transport von Waren und Gütern.

Mithilfe eines geeigneten Frameworks lassen sich die jeweiligen Emissionen im Corporate Carbon Footprint einordnen. International am weitesten verbreitet sind die Richtlinien des Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol). Darauf baut auch die Normenreihe ISO 14064 auf, die zur Quantifizierung und Verifizierung der emittierten Treibhausgase dient.

Welche Emissionen fließen in die CO2-Bilanz eines Unternehmens ein?

Das GHG-Protokoll unterteilt die anfallenden Emissionen in drei Kategorien, die als „Scopes“ bezeichnet werden.

  • Scope 1 = direkte Emissionen. Typische Beispiele sind die CO2-Emissionen, die das Unternehmen durch seine Anlagen zur Produktion oder die Fahrzeugflotte verursacht.
  • Scope 2 = indirekte Emissionen. Hierzu zählen zum Beispiel die Emissionen durch Energie-Lieferanten des Unternehmens.
  • Scope 3 = weitere indirekte Emissionen. Dazu gehören etwa die Emissionen durch die Anreise der Mitarbeitenden oder Dienstreisen. Scope 3 unterscheidet zwischen 15 Unterkategorien von Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Unternehmens.

Zählt nur die Kohlendioxid-Emission zum Corporate Carbon Footprint?

Bei der Bilanzierung zum Corporate Carbon Footprint geht es nicht nur um Carbon, also Kohlendioxid (CO2). Ebenfalls erfasst wird die Emission der folgenden Treibhausgase in die Atmosphäre, die etwa auch das Kyoto-Protokoll aufzählt:

  • Methan (CH4)
  • Lachgas (N2O)
  • Fluorierte Treibhausgase (F-Gase)
    • Wasserstoffhaltige Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW)
    • Perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW)
    • Schwefelhexafluorid (SF6)
    • Stickstofftrifluorid (NF3, seit 2015)

Die Wirkungsweise dieser Gase in der Atmosphäre variiert allerdings. Um einen Vergleich zu ermöglichen, arbeitet der Corporate Carbon Footprint mit einer Umrechnung dieser Gase in CO2-Äquivalente.

News CCFP2

Zu den indirekten CO2-Emissionen, die in den unternehmensspezifischen Corporate Carbon Footprint mit einfließen, zählen auch die der jeweiligen Energieversorger. (Bild: © deagreez – stock.adobe.com)

Warum sollten Unternehmen ihren CCF oder CO2-Fußabdruck berechnen?

Den unternehmensspezifischen CO2-Fußabdruck zu berechnen, dient als Grundlage für zukunftsorientiertes Handeln. Eine korrekt durchgeführte CO2-Bilanzierung

  • bietet die Möglichkeit für ein ganzheitliches Verständnis dafür, welchen Einfluss das Unternehmen tatsächlich auf die globale Erwärmung hat.
  • bildet die Grundlage für die Evaluierung und Planung gezielter Maßnahmen des Unternehmens, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren.
  • ist von internem und externem Interesse und zahlt auf die zunehmend geforderte Transparenz zum Corporate Carbon Footprint ein.
  • ist der erste Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität, die immer mehr Unternehmen anstreben.
  • leistet einen essenziellen Bestandteil zur eigenen sozialen Verantwortung oder Corporate Social Responsibility (CSR).

Mit der Ermittlung des Corporate Carbon Footprint oder CCF können Unternehmen erkennen, in welchen Bereichen

  • sie die meisten Emissionen verursachen.
  • gezielte Investitionen den größten Effekt haben.
  • bislang unvermeidbare Emissionen anfallen.
  • sie Optionen zum Ausgleich nutzen können, um Klimaneutralität zu erreichen.

Selbstverständlich kann ein Unternehmen nicht von heute auf morgen sämtliche Prozesse einschließlich Produktportfolio klimaneutral gestalten. Entscheidend ist jedoch, dass es seine Chancen ergreift: Die Minderung an sich macht den Unterschied.

 

CO2-Ausstoß im Unternehmen verringern: 7 Schritte, um den Corporate Carbon Footprint zu reduzieren

Gezielte Maßnahmen können den unternehmensspezifischen CO2-Fußabdruck enorm verbessern. Es geht es darum, die Emissionen zu berechnen und anschließend zu

  1. vermeiden,
  2. reduzieren,
  3. kompensieren.

Einige Ansatzmöglichkeiten ergeben sich unmittelbar an Bürostandorten sowie Produktionsstätten.

1. Erneuerbare Energien

Für einen besseren Corporate Carbon Footprint bietet sich der Wechsel zu einem Stromanbieter an, der erneuerbare Ressourcen einsetzt. Auch die Installation von Solarmodulen mit entsprechender Effizienz verbessert durch zusätzliche saubere Energie die CO2-Bilanz im Unternehmen.

2. Effiziente Geräte und Leuchtmittel

LED-Lampen verbinden ausreichend Helligkeit mit einem deutlich geringeren Stromverbrauch. Für technische Geräte allgemein empfiehlt es sich, die jeweilige Energieeffizienz beim Einkauf neuer Arbeitsmittel zu berücksichtigen.

3. Klimaneutrale Rechenzentren

Wer Software verkauft oder eine Website betreibt, benötigt Serverleistung und Rechenzentren. Klimaneutrale Anbieter lassen sich zum Beispiel am Umweltzeichen Blauer Engel erkennen. Auch indem Unternehmen auf Cloud Computing und papierloses Büro setzen, steigern sie wiederum die Ressourcen- und Energieeffizienz.

4. Smarte Lösungen

Sowohl Heizkosten als auch Emissionen lassen sich durch den Einsatz smarter Lösungen einsparen. Licht und Wärme sind dazu beispielsweise an den konkreten Arbeitszeiten der Belegschaft vor Ort auszurichten.

5. Firmengebäude

Vor der Investition in Technologie und Umbau ist es ratsam, die Energieeffizienz des Gebäudes selbst zu überprüfen. Mit dem heutigen Stand der Technik lassen sich Schwachstellen, Kältebrücken et cetera erkennen und entsprechend beheben. Im Gebäudebereich gibt es teils auch Förderungen vom Staat. Beispielsweise trat 2021 die Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) in Kraft.

6. Umweltfreundliche Optionen

Im Geschäftsalltag bieten sich zahlreiche umweltfreundliche Alternativen an, die ebenfalls den Corporate Carbon Footprint reduzieren können. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Inventar: Alles von der Kaffeeküche über den Meetingraum bis zum Arbeitsplatz plastikfrei gestalten
  • Geschäftsreisen: Allgemein reduzieren und umweltfreundliche Verkehrsmittel und Hotels wählen
  • Mitarbeitende sensibilisieren: Geräte von der Stromversorgung trennen (kein Stand-by-Modus) und Homeoffice und flexible Arbeitszeitmodelle nutzen lassen

7. Kompensation

Bei den bisherigen Tipps standen das Vermeiden und Reduzieren von CO2-Emissionen im Vordergrund. Selbstverständlich lässt sich dies nicht an allen Punkten ohne Weiteres umsetzen. Doch bislang alternativlose CO2-Faktoren lassen sich mit dem Erwerb von speziellen Zertifikaten kompensieren.

Hinweis: Der Begriff klimaneutral bedeutet nicht, keine Emissionen zu verursachen. Vielmehr geht es darum, dafür zu sorgen, dass die direkten und indirekten CO2-Emissionen restlos ausgeglichen werden.

Veranstaltungsempfehlung

Weitere Tipps, Hinweise und Instruktionen rund um CO2-Faktoren in Ihrem Unternehmen erhalten Sie in der Online-Kurzschulung „Corporate Carbon Footprint“. Schaffen Sie jetzt die notwendige Transparenz mithilfe Ihrer CCF-Bilanz:

 
 
Augsburg, 17.12.2021
Online-Redaktion AKADEMIE HERKERT
 
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