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17.08.2020 | DIGITALISIERUNG

Die Vorteile von digitalen Prozessen liegen auf der Hand: Sie ermöglichen beispielsweise Kosteneinsparungen, schnellere Prozessabläufe und häufig auch eine bessere Vernetzung – intern sowie mit Kunden und Geschäftspartner. Dennoch bleiben allzu oft bei der digitalen Transformation in den Unternehmen – für einzelne Geschäftsprozesse und ganze Geschäftsmodelle – enorme Entwicklungspotenziale weitgehend ungenutzt. Dieser Beitrag beleuchtet die Möglichkeiten und die Notwendigkeit einer zukunftsfähigen Geschäftsmodellentwicklung. Hierzu finden Sie einige Lösungsansätze von Unternehmen, die dadurch erfolgreich auf die Krisensituation reagieren konnten. Zudem erhalten Sie hilfreiche Einblicke in die Business Model Canvas, einer vielseitigen Methode zur erfolgreichen Geschäftsmodellentwicklung.

Geschäftsmodellentwicklung Forum Verlag Herkert 1

Die sorgfältige Analyse von Daten und die zunehmend digitale Geschäftsmodelle und -prozesse sind notwendige Schritte, um als Unternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben. Hieraus ergibt sich zudem eine wertvolle Grundlage für eine neue Geschäftsmodellentwicklung. (Bild: © Blue Planet Studio / stock.adobe.com)

Krisensituation als Treiber für die digitale Transformation in Unternehmen?

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die darauffolgenden Einschränkungen haben unmittelbare Folgen für zahlreiche Wirtschaftsbranchen. In einigen Bereichen ist bei dieser Entwicklung sogar von „Zwangsdigitalisierung“ die Rede. Besonders kritisch ist die Situation für Branchen, die auf physischen Kontakt ausgelegt sind, wie etwa Gastronomie und Veranstaltungsgewerbe. Viele Unternehmen ergriffen aufgrund der Situation vor allen Dingen drei Maßnahmen:

  • Beantragung staatlicher Hilfen
  • Kurzarbeit erhielt vor allem in kleine Betrieben Einzug
  • Digitalisierung des Angebots.

Dass Unternehmen ihr Angebot nach Möglichkeit zumindest teilweise digitalisieren, hatte selbstverständlich vor der Corona-Krise eingesetzt. Aufgrund der fehlenden Umsätze stellten jedoch nun auch Gastronomiebetriebe kurzfristig komplett auf digital organisierte Lieferdienste um und Veranstaltungen wurden per Livestream zur Verfügung gestellt. Denn kurzfristig wurden digitale Geschäftsmodelle zur einzig möglichen Einnahmequelle.

Am Puls der Zeit durch digitale Geschäftsmodelle

Unabhängig von den aktuellen Entwicklungen fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gerade kleine und mittelständische Betriebe im Rahmen der digitalen Transformation in den Unternehmen bereits seit mehreren Jahren. Die gezielt digital ausgerichtete Erweiterung des Portfolios und die Entwicklung neuer, digitaler Geschäftsmodelle und Produkte sind wesentliche Schritte für Unternehmen, um ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern. So lassen sich insbesondere drei Hauptmotivationen identifizieren, warum Unternehmen ihr Geschäftsmodell weiterentwickeln:

  • Wachstumschancen: Durch eine gezielte Anpassung des Geschäftsmodells und eine ganzheitliche Betrachtung aller Unternehmensbereiche können sie neue Kunden erreichen, Potenziale neuer Technologien realisieren und langfristig den Umsatz steigern.
  • Wettbewerb und Service: Die Vernetzung der Kunden untereinander und die Transparenz bestehender Angebote und Geschäftsmodelle nimmt immer weiter zu. Dadurch steigt beispielsweise auch die Erwartungshaltung der Kundschaft.
  • Lebensdauer von Geschäftsmodellen: Da sie gerade im Internet sichtbar sind, lassen sich Geschäftsmodelle leichter ausfindig machen und kopieren. Auch hierbei ist es wichtig, die eigene Reaktionszeit zu verkürzen und – analoge wie digitale – Geschäftsmodelle entsprechend anzupassen.

Eine entscheidende Fähigkeit ist, zum einen Veränderungen am Markt zu akzeptieren und bestehende Annahmen und Grundlagen, auf denen die Geschäftsmodellentwicklung aufgesetzt hat, zu hinterfragen.

Der richtige Ansatz: Geschäftsmodellentwicklung Schritt für Schritt umsetzen

Ein wichtiger Hinweis vorab: Wer vor der Herausforderung steht, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, sollte sich dessen bewusst sein, dass sich eine erfolgreiche Geschäftsmodellentwicklung keinesfalls als einfacher und linearer Prozess darstellt. Vielmehr handelt es sich um einen komplexen und iterativen Prozess, in dem sich Risiken erst beim Durchspielen der Szenarien herausstellen. Dies ist bei der Anwendung jeder beliebigen Vorgehensweise unbedingt zu berücksichtigen.

Business Model Canvas als hilfreiches Tool zur Geschäftsmodellentwicklung

Junge kreative Mitarbeitende nutzen agile Brainstorming-Methoden bei einem Büromeeting
Die erfolgreiche Geschäftsmodellentwicklung braucht alle Perspektiven, um analoge oder digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. (Bild: © Ichsan / stock.adobe.com)

Eine beliebte Methode zur Geschäftsmodellentwicklung ist die Business-Model-Canvas. Diese dient zur Abbildung und besseren Bewertbarkeit von Geschäftsmodellen und baut auf neun Erfolgsfaktoren auf. Diese gilt es so genau wie möglich zu definieren und im Zusammenhang zueinander zu betrachten und zu optimieren:

  1. Schlüssel-Partner: Wichtigste Partner und Lieferanten
  2. Schlüssel-Aktivitäten für Leistungen, Vertrieb, Service, Einnahmen, et cetera
  3. Zentrale Ressourcen für Leistungen, Vertrieb, Service, Einnahmen, et cetera
  4. Nutzen- / Leistungsversprechen: Angebot, Mehrwert und Lösungen für Kunden, deren Problemstellungen und Bedürfnisse
  5. Beziehungen zur Kundschaft: Art der Beziehungen und Interaktionen zwischen Unternehmen und Kunden, auch je nach Segment
  6. Kundschafts-Segmente: Wichtigste Kunden und Zielgruppe
  7. Kanäle für Vertrieb und Kommunikation: Wie das Unternehmen die Kunden erreicht
  8. Kosten: Wichtigste Kostenpunkte im Hinblick auf Geschäftsmodell, zentrale Ressourcen, Schlüsselaktivitäten, etc.
  9. Einnahmen: Wofür die Kunden wie viel bezahlen und welche Zahlungswege sie bevorzugen.

In der Vorlage des BMWi zur Business Model Canvas kommen zwei weitere Faktoren hinzu:

  1. Team: Verfügbare technische sowie soziale Kompetenzen innerhalb des Unternehmens
  2. Werte: Die Werte und die Unternehmenskultur prägen mehrere der zuvor genannten Erfolgsfaktoren, wie etwa Lieferantenauswahl und Kommunikation, intern wie extern.

Um das maximale Potenzial der Methode auszunutzen, wird häufig empfohlen, die Business Model Canvas

  • im Posterformat auszudrucken und für alle gut sichtbar zu platzieren
  • in mehrfacher Ausführung bereitzustellen, um alternative Szenarien unkompliziert abzubilden
  • mit Post-its und verschiedenen Farben zu bearbeiten
  • mit einem interdisziplinären Team auszuarbeiten.

Wichtig: Auch der finale Stand einer Business Model Canvas ersetzt keinen Businessplan. Mit ihr fällt es jedoch häufig leichter, eventuelle Hindernisse und Showstopper frühzeitig zu erkennen und bei der Geschäftsmodellentwicklung zu berücksichtigen.

Digitale Geschäftsmodelle entwickeln und zum Erfolg führen

Die aktuelle Situation zwingt Unternehmen verstärkt dazu, ein digitales Geschäftsmodell entwickeln und auf die grundlegenden Veränderungen am Markt schnell zu reagieren. Die größte Herausforderung dabei ist die Kurzfristigkeit: Es gilt, innerhalb möglichst kurzer Zeit ein möglichst erfolgversprechendes Geschäftsmodell auf den Weg zu bringen, während der Erhalt des Unternehmens auf dem Spiel steht.

Dabei erweist es sich als schwierig, nicht nur ein digitales Geschäftsmodell zu entwickeln, sondern dieses auch auf Erfolgsaussichten zu überprüfen, und zwar anhand aussagekräftiger Kriterien. Doch hierfür fehlen häufig sowohl die notwendige Zeit als auch die Expertise. Wenn Sie vor der Herausforderung stehen, ein digitales Geschäftsmodell zu entwickeln, erhalten Sie alle wichtigen Einblicke und Hilfsmittel innerhalb einer Arbeitswoche beim Online-Sprint digitale Geschäftsmodelle entwickeln und validieren. Dieser ist auf täglich zwei Stunden Online-Workshop und zwei Stunden Transferphase konzeptioniert, sodass Sie die erworbenen Kenntnisse unmittelbar anwenden und Ihr digitales Geschäftsmodell entwickeln und vorantreiben können.

Digitales Geschäftsmodell entwickeln oder vollständige Neuausrichtung?

Es gibt zahlreiche Erfolgsgeschichten von Unternehmen, die aufgrund der aktuellen Situation analoge in digitale Geschäftsmodelle umgewandelt haben und plötzlich auftretende Probleme selbstständig und kreativ gelöst haben. Einige Beispiele:

  • Online-Bestellungen im Einzelhandel in Kooperation mit lokalen Lieferdiensten
  • Veranstaltungsbranche bietet Live-Streaming-Angebote
  • Arztpraxen nutzen digitale Wartezimmer.

Doch auch dies ist situationsabhängig. Vor der Corona-Pandemie erfreuten sich beispielsweise digitale Geschäftsmodelle, die auf der Sharing-Idee aufsetzen, besonders großer Beliebtheit. So hatten im Oktober 2019 noch 81 Prozent der Befragten vor, Sharing-Angebote zukünftig häufiger zu nutzen. Diese Prognose dürfte sich die durch die derzeit signifikant verändert haben. Zudem bietet es sich längst nicht für alle Geschäftsmodelle an, diese lediglich in eine digitale Form zu überführen: Für viele Unternehmen sind ein grundlegender Wandel und Neuausrichtung langfristig unausweichlich.

Geschäftsmodell weiterzuentwickeln bedeutet, Chancen zu nutzen

Die digitale Transformation der Unternehmen ist kein momentanes Phänomen, auch wenn die aktuelle Situation diese zusätzlich vorantreibt. Gleichzeitig steigt die Erwartungshaltung aufseiten der Kunden, während technische Neuerungen immer auch Möglichkeiten für disruptive Geschäftsmodelle eröffnen. Dabei muss sich jedoch die Erwartungshaltung der Unternehmen realistisch bleiben: Der Anspruch sollte nicht sein, im Rahmen einer Geschäftsmodellentwicklung das Rad neu zu erfinden. Deutlich besser eignen sich häufig skalierbare Geschäftsmodelle, die sich je nach Bedarf anpassen und gegebenenfalls zu einem wertvollen Standbein ausbauen lassen. 

Augsburg, 17.08.2020
Online-Redaktion AKADEMIE HERKERT

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